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von Wolfgang Ehrensberger, €uro am Sonntag
Das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac hat einen fulminanten Start an der US-Technologiebörse Nasdaq hingelegt. Bereits am ersten Handelstag verdreifachte sich die Aktie und baute an den Folgetagen ihre Kursgewinne noch weiter aus.
Mittlerweile bringt es Curevac auf eine Marktkapitalisierung von zehn Milliarden Euro. Das entspricht dem Börsenwert des DAX-Konzerns HeidelbergCement. Doch die Emission wirft Fragen auf, angefangen vom spottbilligen Emissionspreis von 16 Euro über Sinn und Zweck der Staatsbeteiligung bis hin zur Kernfrage, ob und wann ein Corona-Impfstoff tatsächlich zur Marktreife gebracht wird - und ob diese Perspektive tatsächlich das Kursniveau rechtfertigt.
So umstritten der Einstieg des Bundes bei Curevac ist - zumindest rechnerisch erweist er sich bislang als gewinnträchtiges Investment. Im Juni hatte die staatliche Förderbank KfW 23 Prozent an Curevac erworben - für 300 Millionen Euro. Im Zuge des Börsengangs und der Kapitalerhöhung reduzierte sich der Anteil zwar auf 17 Prozent. Doch das Paket ist mittlerweile fast zwei Milliarden Euro wert, für den Staat ein Buchgewinn in Milliardenhöhe.
Spekulation war jedoch nicht das Motiv für den Staatseinstieg. Der Bund hat sich außerdem wie alle Altaktionäre zunächst zu einer Haltefrist von 180 Tagen verpflichtet. Wirtschaftsminister Peter Altmaier sieht das Engagement ohnehin längerfristig und strategisch - etwa um unerwünschte Käufer fernzuhalten. Beobachter rätseln, welche Gegenleistung sich Berlin versprechen ließ: zum Beispiel bevorzugte Produktion fürs Inland.
Curevac-Chef Franz-Werner Haas wiegelt ab. "Das ist eine ganz normale Finanzbeteiligung des Bundes", sagte er gegenüber €uro am Sonntag. "Wir sind in unserer operativen Freiheit keinerlei Einschränkungen oder Auflagen unterworfen."
Wann kommt der Impfstoff?
Die hohe Bewertung steht und fällt damit, ob das Unternehmen tatsächlich erfolgreich und zügig einen Corona-Impfstoff auf den Markt bringt. Curevac forscht an einer Impfstoffvariante, bei der sogenannte RNA-Moleküle verwendet werden, die eine körpereigene Immunabwehr stimulieren sollen. Diese Boten-RNA-Technologie verwenden auch Wettbewerber wie Moderna und Biontech. "Wir arbeiten mit vergleichsweise geringen Dosen", grenzt sich Curevac-Chef Haas ab.
"Das verringert Nebenwirkungen und ermöglicht, größere Impfstoffmengen herzustellen." Das Interesse an der Aktie begründet Haas mit dem Verständnis der Investoren, dass die Technologie das Potenzial habe, "schnell einen wirksamen und effizienten Impfstoff zu entwickeln". Im Juni hatte Curevac mit der klinischen Erprobung des Impfstoffs (Phase I) begonnen, im Herbst soll es erste Ergebnisse geben, die Zulassung bis Mitte 2021 erfolgen, wobei Haas inzwischen eine frühere Zulassung "in Abstimmung mit den Behörden" nicht mehr ausschließt. Andere Impfstoffentwickler sind mit der Erprobung ihrer Mittel allerdings ebenfalls weit vorangeschritten.
Wie schnell die Träume von Biotech-Unternehmen ausgeträumt sein können, zeigt ein Blick in die Statistik. Laut Nachrichtendienst Bloomberg gab es bislang fünf Biotech-Unternehmen, deren Aktienkurs sich am ersten Handelstag wie bei Curevac verdreifacht hat. Bei dreien liegt die Aktie mittlerweile wieder deutlich unter dem Schlusskurs des ersten Tages. Die anderen beiden wurden für einen Bruchteil ihres ursprünglichen Werts übernommen.
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Bildquellen: Matthias Hangst/Getty Images
August 22, 2020 at 01:00PM
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