Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Streamingdienstes Netflix und Demonstranten haben gegen eine als Transgender-feindlich kritisierte Show des US-Komikers Dave Chappelle protestiert. Dutzende Menschen versammelten sich am Mittwoch vor dem Netflix-Sitz in Los Angeles, nachdem Chappelles Äußerungen über Transgender in den vergangenen Tagen immer kontroverser diskutiert worden waren.
»Wir wollen für zusätzliche Klarheit darüber sorgen, warum die Witze schädlich sind«, sagte die Protest-Organisatorin Ashlee Marie Preston. Es gehe auch nicht nur um Chappelle, sondern grundsätzlich um die Frage, wie Unternehmen aus »Spannungen« Profite ziehen.
Der Protest entzündete sich an Chappelles Show »The Closer«. Der afroamerikanische Komiker hatte sich darin über Transgender mokiert und unter anderem Trans-Frauen mit der als rassistisch verpönten Darstellungsmethode des Blackfacing verglichen.
Er erklärte auch, für sexuelle Minderheiten habe es binnen weniger Jahre Verbesserungen gegeben, die schwarze Menschen in Jahrzehnten nicht erreicht hätten. Chappelle selbst sagt zu Beginn der neuen Show, er hoffe, die »Befreiung der Debatte« zu erreichen. Diese Debatte ist eine um Opferrollen, um die Konkurrenz von Randgruppen in Amerika, um die Zusammenhänge, in denen diese Gruppen existieren und um ihre Rechte kämpfen.
Kritiker werfen Chappelle vor, mit einigen besonders drastischen Aussagen in seinem Special möglicher Gewalt gegen Transgender Vorschub zu leisten.
Das Thema hatte auch intern bei Netflix in den vergangenen Wochen für heftige Debatten gesorgt. Kritik provozierte unter anderem ein publik gewordenes internes Schreiben von Programmchef Ted Sarandos, in dem dieser erklärte, Inhalte auf dem Bildschirm hätten nicht »direkt« schädliche Auswirkungen im echten Leben. Sarandos hob auch die Notwendigkeit hervor, die »künstlerische Freiheit« zu verteidigen.
Netflix suspendierte mehrere Personen
Später räumte Sarandos Fehler ein. »Ich habe Mist gebaut«, sagte er mehreren Hollywood-Publikationen. Er hätte zunächst einräumen müssen, dass Mitarbeiter angesichts von Netflix-Entscheidungen »Schmerz« verspürt hätten.
In dem Streit wurden drei Netflix-Mitarbeiter zwischenzeitlich suspendiert, weil sie ein virtuelles Treffen der Chefetage zu der Angelegenheit gestört hatten. Eine von ihnen war Terra Field, selbst Transgender, die sich dafür einsetzt, »The Closer« mit einem Warnhinweis zu versehen und außerdem bei Netflix mehr »homosexuelle und transgender Komiker und Talente« zu fördern. Ein Netflix-Mitarbeiter wurde entlassen, weil er interne Informationen zu den Kosten der beanstandeten »The Closer«-Folge weitergegeben hatte.
In der Debatte schlugen sich mehrere Künstler auf die Seite der Transgender-Aktivisten. So nannte die lesbische Komikerin Hannah Gadsby, die selbst Sendungen für Netflix macht, den Streamingdienst einen »unmoralischen Algorithmus-Kult«. Organisationen, die sich für die Rechte von Homo-, Bi- und Transsexuellen einsetzen, verweisen auf Studien, wonach Stereotype über Minderheiten schädliche Auswirkungen im echten Leben haben.
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